Neue Erkenntnisse Sonnenschutzmittel | Heliotropin | ECHA: SME HUB
Sonnenschutz im Haut- und Augenmodell untersucht
Experimentelle Untersuchungen an frisch präparierten Schweineohren und -augen lieferten neue Erkenntnisse über die Eindringtiefe und Wirkung von Sonnenschutzmitteln. Dabei zeigte sich:
Die Hydratisierung der Hautschichten ist umgekehrt korreliert – nimmt die Feuchtigkeit in der oberen Hornschicht (Stratum corneum) zu, sinkt sie in den tieferen Schichten.
Massage reduziert die Hautfeuchtigkeit durch vermehrte Wasserabgabe an die Oberfläche.
Die Formulierung des Sonnenschutzmittels beeinflusst maßgeblich, wie tief Wirkstoffe in die Haut eindringen.
Lipophile Formulierungen dringen bis in die Epidermis vor.
Hydrophile Produkte verbleiben überwiegend in der Hornschicht.
Sechs Modellformulierungen deckten verschiedene Emulsionstypen und Partikelgrößen ab. Messungen mit dem Corneometer zeigten, dass Sonnenschutzmittel einen Austrocknungseffekt durch UV-Einstrahlung verhindern.
Ultraschalluntersuchungen belegten, dass Sonneneinstrahlung die Epidermis ausdünnt und die Dermis verdickt – ein Hinweis auf Flüssigkeitsstau und Mikrorisse, die durch Sonnenschutzmittel verhindert werden können. Ein ORAC-Test wies zudem eine 40-prozentige Verringerung der antioxidativen Kapazität der Haut nach UV-Bestrahlung nach.
Erste Erkenntnisse zum Augenmodell
Ein parallel entwickelter Augentest zeigte, dass verschiedene Sonnenschutzformulierungen unterschiedlich tief in die Cornea eindringen können. Dies könne irritative Reaktionen hervorrufen, auch wenn die einzelnen Inhaltsstoffe als nicht reizend gelten. Eine Hypothese besagt, dass beim Kontakt mit Tränenflüssigkeit formulierungsabhängige Präzipitate entstehen, die das bekannte „Brennen der Augen“ nach Kontakt mit Sonnencreme erklären könnten. Weitere Untersuchungen sollen klären, ob diese Effekte unter realen Anwendungsbedingungen relevant sind.
Heliotropin unter Bewertung der ECHA
Ein zweiter Schwerpunkt der BfR-Sitzung war die Bewertung von Heliotropin (Piperonal, CAS 120-57-0), einem Duftstoff, der natürlich in Vanille, Pfeffer oder Melone vorkommt und sowohl in Lebensmitteln als Aromastoff als auch in Parfüms verwendet wird. Das Risk Assessment Committee (RAC) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) schlägt eine harmonisierte Einstufung als
Hautsensibilisierer (Skin Sens. 1, H317) und
reproduktionstoxisch Kategorie 1B (Repr. 1B, H360FD) vor.
Laut FDA gilt Heliotropin als GRAS („Generally Recognized as Safe“)-Stoff.
Tierversuche ergaben keine Hinweise auf Genotoxizität oder Phototoxizität, wohl aber auf ein sensibilisierendes Potenzial. Die NOAEL-Werte (No Adverse Effect Level) lagen in mehreren Studien bei 300 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Erst bei Bei höheren Dosen traten Fruchtbarkeits- und Entwicklungsstörungen auf.
Auf Basis der Expositionsabschätzung (aggregierte Exposition: 18.000 mg/Person/Tag, Konzentration im Produkt: 1 %, Hautpenetration: 50 %) wurde eine Sicherheitsmarge (Margin of Safety, MoS) von 200 berechnet – doppelt so hoch wie der geforderte Mindestwert von 100.
Heliotropin wird auch über Lebensmittel aufgenommen. Eine künftige Einstufung nach der CLP-Verordnung (EG Nr. 1272/2008) würde die weitere Nutzung in Kosmetika erheblich erschweren, trotz einer erwarteten positiven Risikobewertung durch das SCCS.
ECHA startet neues Online-Portal für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat auf ihrer Website ein aktualisiertes Online-Portal für (KMU) gestartet. Das sogenannte SME Hub soll KMU bei der Erfüllung ihrer Pflichten im Rahmen der europäischen Chemikaliengesetzgebung unterstützen – eine der zentralen Aufgaben der Agentur.
Das neue Portal bündelt Online-Tools und Informationsmaterialien der Mitgliedstaaten und der ECHA. Darunter befindet sich auch ein KI-gestützter virtueller Assistent, der derzeit im Pilotbetrieb getestet wird. Der Assistent liefert auf Basis öffentlich zugänglicher Informationen – darunter FAQs und Inhalte von ECHA-Websites – verlässliche Antworten auf Fragen zu gesetzlichen Pflichten. Während der Pilotphase werden die gestellten Fragen, die Antworten sowie das Nutzerfeedback ausgewertet, um den Service kontinuierlich zu verbessern.